Die Radiodurchsage
Die Grundidee der automatisierten Radio-Durchsage ist nicht neu. Die Autofahrer-Rundfunk- Information (ARI) gab es bereits im UKW-Rundfunk in 1970er-Jahren. Später kam die RDS-Verkehrsdurchsage (Traffic Announcement) dazu. Mit der DAB-Technik wurden die Durchsagefunktion um 10 weitere Kategorien erweitert. Beispielsweise basiert auch der neue Dienst zur Bevölkerungswarnung in DAB (Emergency-Warning-Functionality EWF) u.a. auf diesem Prinzip.
DAB-Announcements
Neben der Verkehrsdurchsage unterstützt der DAB-Standard 10 weitere Durchsage-Typen (siehe unten). Die Funktion „Announcement Support“ signalisiert für welche Themen und für welche Programme die Durchsagen unterstützt werden. Mittels dem „Announcement Switching“ wird eine bestimmte Durchsage im Radiogerät ausgelöst. „Announcement Support“ und „Announcement Switching“ werden im Fast Information Channel (FIC) eines DAB-Multiplexes übertragen.
Alle DAB-Autoradios unterstützen naturgemäß die Verkehrsdurchsage. Einige DAB-Radios unterstützen schon die Kategorien „Warning“ und „Alarm“. Noch wenige DAB-Radios unterstützen alle Durchsagetypen. Im Rahmen des Projektes ist deshalb eine Evaluation von Empfangsgeräten und ein Informationsaustausch mit den Geräteherstellern wichtig.
Im Projekt wird ein Sprachdurchsagekanal bereitgestellt, über den sämtliche Announcements sequenziell ausgesendet werden. Zeitsynchron zum Audio der jeweiligen Durchsage wird die Umschaltung (Announcement Switching) ausgesendet. Relevante Aspekte hierbei sind unter anderem:
- Anteile der jeweiligen Themenbereiche und Announcementtypen
- Länge der Durchsagen
- Häufigkeit von Wiederholungen und Aktualisierungen
- Abfolge von Themenbereichen zueinander
Typ der Durchsage | Informelle Beschreibung |
Road traffic flash | Informationen zu Straßenverkehrsstörungen. |
Transport flash | Informationen zum öffentlichen Personenverkehr. |
Warning service | Informationen und Warnungen, zu Störungen, Problemen und Gefahren |
Alarm | Warnungen höchster Priorität werden auf Ensembleebene für alle Programme ausserhalb dieses Projektes realisiert |
News flash | Nachrichtenüberblick. |
Area weather flash | Wetterüberblick für das Sendegebiet. |
Event announcement | Großveranstaltungen (öffentlich, kommerziell oder kulturell). |
Special event | Ungeplante und/oder unvorhergesehene Ereignisse. |
Programme information | Hörfunkprogrammhinweise. |
Sport report | Neuigkeiten oder Überblick zu Sportveranstaltungen |
Financial report | Neuigkeiten oder Überblick zu Finanzen, Börse, etc. |
Sprachsynthese
Für die Generierung des Infokanals soll teilweise Sprachsynthese zum Einsatz kommen und mit Audioelementen von menschlichen Sprechern kombiniert werden. Dies beinhaltet konzeptionelle und technische Herausforderungen, die im Rahmen des Projektes untersucht werden. Neben der technischen Umsetzbarkeit wird auch das Hörerlebnis und die Akzeptanz der Hörer für die gewählte Umsetzung betrachtet.
Die Zielrichtung des Projektes ist hierbei, die modernen Möglichkeiten computergenerierter Spracherzeugung als Basis für die Erzeugung von Audioprogrammen zu testen und im Rahmen der Demonstration für Programmanbieter zu evaluieren.
IP-basierte Senderzuführung
Die Zuführung der gebündelten Signale vom Servicemultiplexer zum Ensemblemultiplexer soll über Internet erfolgen, d.h. über nicht dedizierte Leitungen, sondern auf Basis von einfachen Internetzugängen (z.B. DSL) auf Seiten des Servicemultiplexers und des Ensemblemultiplexers. Im Rahmen des Projektes soll dabei technisch die Zuführung über freies Internet erprobt werden.
Da solche Zuführungsoptionen bisher kaum genutzt werden, diese aber eine höhere Flexibilität und eine mögliche Kostenersparnis für Programmanbieter darstellen könnten, wird im Rahmen dieses Projektes bewusst Neuland betreten, um hier Aussagen zur Umsetzbarkeit und erreichbaren Qualität zu ermitteln.
Cloudbasierte Virtualisierung des Ausspielsystems und Servicemultiplexers
Die Ausspielsysteme und der Servicemultiplexer für dieses Projekt sollen virtualisiert in der Cloud realisiert werden. Dabei wird bewusst auf echte Hardware bei Soundkarten verzichtet. Erprobt werden dabei die Umsetzbarkeit und die modernen Flexibilisierungsmöglichkeiten, mit denen sich Fragen des Betriebs an Service Anbieter auslagern lassen.
Da bei vielen Programmanbietern die Nutzung von echter Hardware im Studiokomplex für die Ausspielung dominiert, werden dabei die neuen modernen Möglichkeiten in einem realistischen Szenario untersucht und dadurch für Programmanbieter zugänglicher gemacht.
Sowohl die im Projekt ermittelte und erprobte technische Umsetzung als auch die praktisch überprüfte Kostenstruktur kann dabei hilfreich sein für zukünftige Entscheidungen von Programmanbietern.
Für den Sendernetzbetrieb können sich wichtige Erkenntnisse bezüglich des Betriebes von virtualisierten Multiplexern in Cloudumgebungen ergeben. Bisher dominierte hier die direkte Nutzung und der eigene Betrieb echter Hardwarekomponenten.